Am Blutsfest bewegte sich eine imposante Prozession durch die Straßen von Burgwindheim. Foto: Joseph Beck

Eingestellt:03.07.2022
Ort: Ebrach / Burgwindheim

Ebrach / Burgwindheim

„Trotz großer Hitze endlich wieder Blutsfest“

Burgwindheim (jb). „Endlich fand nach Corona wieder das „normale“ Blutsfest statt“, so sagten es alle Burgwindheimer. Da störten sie und alle Steigerwälder auch nicht die hohen Sommertemperaturen, wichtiger war ihnen und den Wallfahrern aus Eltmann, Volkach und Dingolshausen, dass das seit 1465 überlieferte Blutsfest nach behördlich angeordneter Minimierung auf kleinste Teilnehmerzahl in den Vorjahren wieder wie gewohnt stattfinden konnte. Der totale Ausfall der Prozession würde laut Überlieferung schlimme Zeiten nach sich ziehen.

Auch Erzbischof Ludwig Schick kam wieder aus Bamberg und zwar zum zwanzigsten Mal wie er voller Freude kundtat. Die Zahl der Geistlichen war mit neun zwar etwas geschrumpft, mit besonderem Wohlwollen aber wurde der evangelisch-lutherische Pfarrer Bernd Wagner begrüßt, der die ökumenische Verbundenheit seines Vorgängers Johannes Kestler aus Aschbach-Hohn fortführt und heuer also das erste Mal an den Feierlichkeiten teilnahm.
Aus der Politik kamen Altbürgermeister und Bezirkstagpräsident a.D. Edgar Sitzmann, Landrat Johann Kalb (CSU), sein Stellvertreter und Erster Bürgermeister von  Burgebrach Johannes Maciejonczyk (CSU), der örtliche Bürgermeister Johannes Polenz (DLB/BB), Ebrachs Zweiter Bürgermeister Jürgen Ulrich (FW), Johannes Krapp (CSU) Erster Bürgermeister von Schlüsselfeld und weitere Bürgermeister des Steigerwaldes.

Sie alle und die vielen Gläubigen in und vor der Kirche begrüßte der leitende Pfarrer des Seelsorgebereichs Steigerwald, Albert Müller, in der Kirche St. Jakobus der Ältere, in der der Festgottesdienst zelebriert wurde.

Der Erzbischof betonte in seiner Predigt, dass wir nie allein sind und Gott immer bei uns ist. Er warnte aber vor einer geistigen Adipositas, einer Unbeweglichkeit, Teilnahmslosigkeit und Beziehungslosigkeit der Herzen und Seelen, die zunehme. „Herz, Körper und Seele müssen immer in Wallung bleiben so wie auch das Vereinsleben für die Erhaltung der Kultur wichtig ist“, fuhr er fort. Krisen wie die mit Corona, dem Krieg in der Ukraine und die Klimakrise sind große Herausforderungen, so das Bamberger Kirchenoberhaupt, sie sind aber mit einem vitalen Herzen und einer vitalen Seele auch zu bewältigen. Er bestärkte die Blutsfestteilnehmer, „denn das religiöse Leben, die Wallfahrten und Prozessionen lassen die vitalen Kräfte in uns wallen.“

Wie tief das Blutsfest in den Burgwindheimern verwurzelt ist, drückte eine der Organisatorinnen so aus: „Ich freue mich immer, wenn das Blutsfest gefeiert wird, heuer aber besonders, da es wie sonst gewohnt stattfindet.“ Eine Gemeinderätin fügte an: „Es ist eine totale Bereicherung für mich und den Ort. Ich möchte es nicht missen.“
Auch die vier Altäre in aller ihrer Pracht, Vielseitigkeit und Verschiedenheit zeigten diese Gefühle in der Bildsprache. Vor dem ersten Altar an der Sparkasse waren zwei Bilder  aus Blumen und Ähren gelegt worden. Den zweiten Altar hatten traditionell die Kommunionkinder geschmückt. Auf Schildern war zu lesen: „Mit Jesus auf dem Weg“. Ihre eigenen Schuhe und Fußabdrücke hatten sie in einem Bild neben dem Altar hinterlassen und vor dem Altar wiesen auch Fußabdrücke auf das Thema hin.

Nach dem dritten Altar in der Blutskapelle selbst zog die lange Prozession zum vierten Altar vor das Schloss. Für ihn haben elf  junge Frauen schon Tage vorher Blumen gesucht und gepflückt. Die Blumenblätter wurden dann abwechselnd mit Sand, Maiskörnern und anderen Blättern zu einem schönen Bild mit Friedenstaube, Kelch und Hostie arrangiert. Ab ungefähr 4 Uhr in der Frühe waren sie dazu auf den Beinen. Für sie ist das selbstverständlich wie für Heinrich Matthias aus Kappel, der seit 40 Jahren die rund 170 Birkenbäumchen für den Prozessionsweg liefert. „Ich mache es zur Ehre Gottes“, sagte er, „und für das Burgwindheimer Blutfest.“

Besondere Erwähnung verdienen die Kinder: Alle waren eingebunden, von den Kleinsten, die mit ihren roten Umhängen schon traditionell die kleine Jesusstatue trugen, bis zu den Kindergartenkindern mit ihren Blumenkörbchen und schließlich den Schulkindern und Jugendlichen, die in die Ministrantendienste eingebunden waren. Der Rest von ihnen trug die Marienstatue, die des Heiligen Josefs oder des Heiligen Jakobus.

Fahnenabordnungen der Feuerwehren, der Schützen, des Sportvereins und der Reservisten begleiteten den Zug. Eine lange Tradition ist es auch, dass neben den Chefs der Landpolizei Bamberg auch  die Burgwindheimer Garde der zwölf Soldaten in ihren hellblauen napoleonischen Uniformen mit aufgepflanztem Bajonett auf den Gewehren das Allerheiligste begleitet. Letztmalig wurde sie von Bernhard Kessel kommandiert, als Nachfolger wurde nach dem Schlusssegen Markus Habersack genannt.  

Musikalisch begleiteten die Prozession das Jugendblasorchester unter seinem Dirigenten Frank Wilke.