Eingestellt:13.07.2021
Ort: Walsdorf / Lisberg / Oberaurach

Walsdorf / Lisberg / Oberaurach

Priesendorfer halten die Tradition aufrecht

Vierzehnheiligen-Wallfahrt in Corona-Zeiten

 

Priesendorf (cms). Die Köpfe rauchten, als sich das Wallfahrtsleitungsteam Ende April in einer ersten Videokonferenz zusammenfand. Sitzungen in Präsenz waren noch nicht erlaubt. Alle möglichen Varianten von der individuellen Kleingruppe mit Wallfahrtsstationen über eine verkürzte Strecke oder Tageswallfahrt bis hin zur gewohnten traditionellen 2-Tages-Wallfahrt wurden im Hinblick auf mögliche Lockerungen der Corona-Regeln abgewogen. Auf jeden Fall war schnell klar: Die Wallfahrt wird nicht abgesagt.

Schließlich entschied sich das Team für eine Tages-Wallfahrt und machte sich an die Planung. So viel Vorarbeit war noch nie zu leisten gewesen: ständige Überarbeitung der Ankündigungen und Informationen mit Updates auf der Pfarreien-Homepage und den Pfarrbriefen, Ausarbeitung und Aktualisierung eines Hygieneschutzkonzeptes, unzählige E-Mails und Telefonate mit Behörden, Ämtern, dem Wallfahrtsbüro und der Gastronomie in Vierzehnheiligen, Anmeldelisten führen und Anrufende mit ihren Sorgen und Anliegen beruhigen.

„Gott gab uns Atem, damit wir leben“ – so das Motto für das Wallfahrtsjahr 2021. Wir haben langen Atem bewiesen und konnten uns heuer tatsächlich wieder mit einer Gruppe von gut 50 Wallfahrenden von der Pfarrkirche St. Bartholomäus Priesendorf aus auf den Weg nach Vierzehnheiligen machen. Etwas über ein Fünftel der Gruppe bestand aus Musikern des Musikvereins Priesendorf, die für die gewohnte Instrumentalbegleitung des Wallfahrtsgesangs sorgten.
Abbé Moïse Seck gab früh um 5 Uhr nicht nur Gottes reichen Segen mit auf den Weg, sondern trat diesen selbst mit an. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit begleitete wieder ein Priester die komplette Wallfahrt. Auch Petrus hatte ein Einsehen und setzte Dauerregen und Gewitter vom Vortag aus. Dennoch war einiges anders als sonst.

Besonderer Zusammenhalt

Nach knapp drei Stunden Fußmarsch unter Einhaltung des Mindestabstands gab es in Oberhaid kein gemeinsames Frühstück, aber die Toilette des Pfarrzentrums stand zur Verfügung. Die Busfahrt mit FFP2-Masken verlief unproblematisch und wir erreichten früher als geplant die Basilika. Vorher gab es jedoch noch ein Hindernis zu überwinden, denn der Zugang zu den über 100 Treppenstufen war aufgrund der Unwetter aus der Vorwoche durch einen umgekippten Baum versperrt.
Einen feierlichen Einzug in die Basilika ließ Corona nicht zu, also beschloss man kurzerhand, einmal bei strahlendem Sonnenschein das mächtige Gotteshaus mit Gesang und Gebet zu umrunden. Dies beeindruckte die anwesenden Touristen sehr, war man doch heuer den Anblick einer größeren Wallfahrtsgruppe einfach nicht mehr gewohnt.

Die Gemeinschaft der Wallfahrer zeichnete sich in diesem Jahr durch einen besonderen Zusammenhalt aus. Es wurde intensiver gemeinsam gebetet und gesungen, man achtete dabei auch immer wieder auf den passenden Abstand und wie es dem anderen ging. Dieses Jahr überwog zudem die Zahl der teilnehmenden Frauen deutlich, auch der Altersdurchschnitt war wesentlich höher als gewohnt. Nur ein Kind nahm mit seiner Familie teil und junge Erwachsene befanden sich vor allem unter den Musikern. Zum ersten Mal seit langer Zeit gab es keine jugendlichen Fahnenträger, so dass vorne das Wallfahrtsbild nicht von Fahnen begleitet werden konnte. Den Abschluss der Wallfahrt zierten jedoch zwei Fahnen, denn die beiden neuen Wallfahrtsführerinnen, Anja Bußmann und Sandra Müller, frisch mit einem Zertifikat des Erzbistums Bamberg ausgezeichnet, ließen es sich nicht nehmen, diesen Dienst zu übernehmen und der Wallfahrt ein besonderes Bild zu verleihen.
Nach einem stärkenden Mittagessen, das dank Vorab-Reservierung mit zügiger Bewirtung noch Zeit für eine individuelle Mittagspause ließ, feierte man zusammen mit der Wallfahrt aus Unterhohenried und deren Diakon Griebel unter der Leitung von Pater Dietmar Brüggemann sowie als Konzelebranten mit Abbé Moïse einen bewegenden Gottesdienst in der Basilika – auf Stühlen mit Abstand und Masken. Körperlich und seelisch gestärkt machten sich die Priesendorfer Wallfahrer im Anschluss daran auf den Heimweg. In Staffelstein wartete der Bus, der sie bis Trabelsdorf brachte.

Im Glauben bestärkt

Und nun ging es den altgewohnten Weg bis zur Priesendorfer Kapelle und schließlich in die Pfarrkirche zum Abschlusssegen – allerdings eben einen Tag früher als gewohnt und mit zu Fuß zurückgelegten 30 km Wallfahrt. Dafür schloss sich am Sonntagmorgen noch ein besonderer Wallfahrtsgottesdienst in der Pfarrkirche Priesendorf für alle Wallfahrer und auch Daheimgebliebenen als letzte Station der diesjährigen Wallfahrt an, so dass diese dennoch traditionsgemäß am Sonntag endete. Pater Brüggemann wies bereits im Wallfahrtsamt am Vortag darauf hin: „Eine Wallfahrt ist erst zu Ende, wenn man wieder zu Hause angekommen ist, die Füße hochlegen kann und mit einem kühlen (Nothelfer-)Trunk das Erlebte in sich trägt.“