Eingestellt:22.05.2022
Ort: Ebrach / Burgwindheim

Ebrach / Burgwindheim

Burgwindheimer Dorfladen auf den Weg gebracht

Burgwindheim. Dass es um die Nahversorgung in Burgwindheim schlecht bestellt ist, darüber herrscht Einigkeit in Burgwindheim. Nicht aber über die Frage, wie die Situation verbessert werden kann. In den letzten Monaten hat sich ein offener Arbeitskreis damit beschäftigt und jüngst dem Marktgemeinderat zwei Modelle zur Diskussion und Entscheidung vorgelegt.

Beim 24/7-Konzept wird der Dorfladen von einem Betreiber, wie zum Beispiel „Emma‘s Tag und Nacht“, geführt. Die Bürger können hier quasi rund um die Uhr einkaufen, müssen aber auf Kassenpersonal verzichten. Vorteile dieser Lösung sind unter anderem, dass das unternehmerische Risiko bei dem jeweiligen Anbieter liegt und die Baukosten vollständig oder zum großen Teil von dem Unternehmen getragen werden.

Die zweite Variante ist ein integratives Konzept. Integrativ deshalb, weil hier ein 24/7 bzw. 24/6-Laden mit Café geschaffen werden soll, an dem zu bestimmten Zeiten Kassenpersonal anwesend sein wird. Träger ist eine Unternehmergesellschaft, die erst gegründet werden muss und die mit Eigenkapital bürgt. Vorteile dieser Lösung sind unter anderem die Förderung durch das Amt für Ländliche Entwicklung sowie die Mitgestaltungsmöglichkeit durch die Bürgerinnen und Bürger. Außerdem kann der Neubau, der in diesem Fall der Gemeinde gehört, auch für andere Nahversorgungszwecke wie Yoga-Kurse, Seniorentreffen, Leseabende oder Ähnliches genutzt werden.
Standort soll bei beiden Varianten das Grundstück neben dem alten Bahnhof werden.

Nach einer angeregten Diskussion mit vielen Argumenten von beiden Seiten entschied sich der Marktgemeinderat mit ganz knapper Mehrheit von nur einer Stimme für das integrative Konzept, das vom Arbeitskreis und in der Bürgerbefragung favorisiert wurde.

Schon drei Tage später fand die Gründungsveranstaltung statt. Der Unternehmensberater Wolfgang Gröll, der sehr viel Erfahrung mit Dorfläden hat, leitete die Versammlung mit 50 weiteren Anwesenden und erläuterte die Prinzipien einer Unternehmergesellschaft (UG). Dabei handelt es sich um eine genossenschaftliche orientierte Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Durch Anteilszeichnung werden Personen, aber z.B. auch Vereine, zu Gesellschaftern. Diese „stillen“ Gesellschafter wählen einen Gesellschaftsrat mit mindestens drei Personen und stellen für den laufenden Betrieb einen Marktführer und ggf. Ladenpersonal ein. Dieses wird von der UG, nicht von der Gemeinde, bezahlt. Zudem ist ehrenamtliches Engagement erwünscht, denn das Ziel einer UG ist nicht Gewinnmaximierung, sondern ideelle Interessen wie die Förderung der Dorfgemeinschaft oder der achtsame Umgang mit Ressourcen. Gesellschafter wird man, indem man einen Anteil in Höhe von mindestens 300 Euro zeichnet. Die Haftung jedes Einzelnen ist dann auf die jeweilige Anteilshöhe begrenzt und es besteht keine „Nachschusspflicht“, falls der Dorfladen Verluste schreibt. In den letzten Monaten konnten vom Arbeitskreis bereits Interessensbekundungen in Höhe von ca. 50.000 Euro gesammelt werden. Nach der nun erfolgten Gründungsveranstaltung kann sich die Gemeinde um Fördermittel bewerben und die Planung für den Bau beginnen. Allerdings wird die Umsetzung nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens frühestens im nächsten Jahr starten können. Wer sich noch am Arbeitskreis beteiligen oder einen Anteil zeichnen möchte, kann sich bei der Gemeinde melden.