Im Bild (von links): Maike Fischer (DVL), Otto Elsner (Kartierer), Markus Haslbeck (Landwirt), Marion Ruppaner (BN), Katharina Schertler (Bioland), Dr. Franziska Mayer (LfL). Foto: Pauline Unseld, DVL

Eingestellt:16.07.2020
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Biologische Vielfalt auf dem Acker

Kein Unkraut, sondern Ackerwildkraut: 128 Wildpflanzenarten auf Äckern in Oberfranken entdeckt

Oberfranken. Wildkrautreiche Äcker sind selten gewordene Kleinode unserer bäuerlichen Kulturlandschaft. Doch vielfältige Äcker werden von Jahr zu Jahr weniger. Im Mittelpunkt des Ackerwildkraut-Wettbewerbs 2020 des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL), der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Bioland und dem BUND Naturschutz in Bayern (BN) steht die Vielfalt auf den Feldern in Oberfranken.

Ackerwildkräuter sind Naturschätze, die für den Anbau von Kulturarten meist unschädlich sind. Von den 200 heimischen Ackerwildkrautarten sind zwei Drittel in Bayern gefährdet oder bereits ausgestorben. Dabei sind sie wichtige Nahrungslieferanten für Wildinsekten, Vögel und andere Tierarten. Um den unscheinbaren Arten mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, haben DVL, LfL, Bioland und BN gemeinsam einen „Ackerwildkraut-Wettbewerb“ in Oberfranken ausgeschrieben. Die Kartierung der 27 angemeldeten Wettbewerbsäcker steht kurz vor dem Abschluss. Maike Fischer, DVL-Projektleiterin, erklärt: „Die Vielfalt und Schönheit der bayerischen Kulturlandschaften ist einzigartig. Es sind unsere Landwirtinnen und Landwirte, die sie durch eine angepasste Bewirtschaftung erhalten. Sie sind es, die Ackerwildkräuter als wertvolle Kulturgüter auf ihren Äckern beherbergen. Ihr wichtiger Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt muss anerkannt und angemessen honoriert werden. Raritäten mit klingenden Namen wie ‚Frauenspiegel‘, ‚Mäuseschwänzchen‘, „Adonisröschen‘ oder der kleinfrüchtige ‚Leindotter‘ kommen in Oberfranken noch vor“, unterstreicht Fischer.

„Die EU-Kommission fordert in ihrer jüngsten Strategie „vom Hof auf den Teller“ (farm to fork), dass Biodiversität und Ökosysteme besser geschützt werden sollen. So soll auch der Pflanzenschutzmitteleinsatz in der Landwirtschaft bis zum Jahr 2030 halbiert werden. Es müssen in der künftigen gemeinsamen Agrarförderperiode ab 2021 mehr Finanzmittel für die Förderung der Biodiversität wie auch für den Ausbau von Ackerwildkrautprogrammen bereitgestellt werden. Denn zum Beispiel über Pestizidverzicht und weite Saatreihen kann viel Lebensraum für die Insekten und Feldvögel entstehen, und den Landwirten für den Ertragsverzicht und ihre zusätzliche Arbeit ein finanzieller Ausgleich geboten werden“, betont Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin.

Siegerehrung am 16. September 2020

Otto Elsner, Pflanzenexperte, der die angemeldeten Flächen innerhalb des Projektes kartiert, erläutert: „Insgesamt wurden bei den Kartierungen mehr als 128 Arten gefunden.“ Die Siegerbetriebe werden am 16. September im Wettbewerbsgebiet geehrt.